"Die Grosse Mango"

Die Große Mango

Mit meiner beruflichen Tätigkeit hat dieses Buch nichts zu tun. "The Big Mango" ist ein Roman des amerikanischen Bestseller-Autors Jake Needham. Er hat mir die Übersetzung seines Erstlingswerks ins Deutsche gestattet und netterweise auch die Rechte dafür überlassen.


In Bangkok stirbt ein Amerikaner unter mysteriösen Umständen. War es ein Unfall oder war es Mord? Was hatte Harry Austin, ein Vietnam-Veteranen, der bis zum letzten Kriegstag in Saigon bei den US-Marines gedient hatte, mit den verschwundenen Millionen zu tun? Eddie Dare, ein mäßig erfolgreicher Anwalt aus San Francisco, wird von den Gespenstern seiner Vergangenheit eingeholt.


Die Große Mango ist als  e-Buch ist erhältlich bei Thalia, Amazon, Weltbild und vielen anderen Portalen.


Rezensionen: "The Big Mango is a real cracker!"


The Big Mango is a full-blown work. There's no room for improvement. It's as good as it gets.   -- The Bangkok Post


Fans of such thriller writers as Leonard Elmore and Carl Hiaasen will find lots to like here: wise-cracking crooks, tough broads, nefarious government agents, an ordinary Joe out of his depth, plot twists, and scenery with character.   -- The Asian Review of Books


The most delightful improbabilities are artfully woven together to form the plot of The Big Mango. This witty, inventive, and most of all thrilling thriller is … [a] heady, bloody, luxurious, sordid fictional romp.  -- The Nation (Thailand)


Jake Needham’s first book, THE BIG MANGO, is a real cracker. What you will not get is pseudo-intellectual new-wave Asian literature, sappy relationship writing, or Bangkok bargirl sensationalism. This is top class fiction that happens to be set in an Asian context. This book is a pleasure to read. You can smell the roadside food stalls and hear the longtail boats roar up and down the Chao Praya River.  — Singapore Airlines SilverKris Magazine


Moves at a crackling pace. The scenes are always changing, people are always going somewhere and doing something. Jake Needham is a screenwriter and it shows. His hectic pace and surreal contrasts illuminate this City of the Angels. -- Thailand Tatler


Leseprobe:


Irgendwann am späten Nachmittag des 21. April 1975 legte Nguyen Van Thieu sein Amt als Präsident der Republik Südvietnam nieder und überließ den Nordvietnamesen das Wenige, das von seinem geschundenen Land übrig geblieben war.


Unbemerkt von der Öffentlichkeit rollte kurz vor Anbruch des nächsten Tages eine C-118 Liftmaster der südvietnamesischen Luftwaffe auf die Startposition des verdunkelten Flugplatzes von Tan Song Nhut. Das Flugzeug war schwer beladen mit großen Holzkisten, die im Schutze der vergangenen Nacht mit mehreren Militärlastwagen vom Präsidentenpalast herangeschafft worden waren. Nach dem Start gewann die Maschine nur langsam an Höhe, drehte träge bei und verschwand in westlicher Richtung in die Dunkelheit.


Vier Nächte später, am 25. April 1975, stellte der amerikanische Botschafter in Saigon eine bereits etwas in die Jahre gekommene DC 6 bereit, mit der Thieu und seine engsten Mitarbeiter Vietnam unauffällig verließen. Jeder an Bord war im Besitz eines von Präsident Gerald Ford persönlich unterzeichneten Dokuments, welches ihnen die Einreise in die Vereinigten Staaten von Amerika erlaubte.


Am Morgen des 26. April brodelte die Gerüchteküche in Saigon. Thieu und seine Kumpanen seien geflohen und für ihr künftiges Auskommen hätten sie auch gut vorgesorgt. Es hieß außerdem, dass die Tresore der Bank of Vietnam seien leer. Stattdessen befänden sich die staatlichen Reserven im Untergeschoss eines äußerlich völlig unauffälligen Lagerhauses in der Phan Binh Straße, einer engen, von Granateinschlägen übersäten Gasse, unmittelbar nördlich der amerikanischen Botschaft gelegen. Die CIA hätte in einer geheimen Operation alles Geld und die staatlichen Goldreserven dorthin gebracht, um es vor dem Zugriff des immer näher rückenden Vietcong in Sicherheit zu bringen.


Einige Wochen zuvor wurde in der Tat ein Hauptmann der US Marines, der das besondere Vertrauen des CIA Stationschefs in Saigon genoss, mit einem streng geheimen Auftrag betraut. Die Mission lautete, die staatlichen Reserven der zerfallenden Republik Südvietnam vor dem Zugriff der Nordvietnamesen zu schützen. Der Mann erledigte die ihm gestellte Aufgabe gut. Das hatte der Stationschef auch nicht anders erwartet, wusste er doch, dass er sich auf den Offizier verlassen konnte. Der galt zwar als ein etwas sonderbarer Kauz, aber zugleich war er gebildet, intelligent und kreativ beim Lösen unerwarteter Probleme. Man sagte sogar, der Hauptmann würde in seiner Freizeit Gedichte schreiben, aber der Stationschef hatte nie etwas von ihm gelesen und ihn auch nie danach gefragt. Dass der Mann belesen war, hätte man aber bereits an dem Codenamen erkennen können, den er der für die Aktion gewählt hatte: Operation Voltaire. Niemand hat ihn je gefragt, warum.


Zwei amerikanische Mitarbeiter der CIA packten fast zehn Tonnen Geld, das meiste davon US Dollar, und eine kleinere Anzahl Goldbarren in die bereitstehenden Holzkisten. Ein paar vietnamesische Botschaftsangestellte transportierten diese Kisten dann auf LKWs in das Lagerhaus in der Phan Binh Straße. Sie hatten natürlich keine Ahnung vom Inhalt ihrer Fracht. Nachdem die Aktion abgeschlossen war, organisierte der gute Hauptmann mit einer Handvoll besonders zuverlässiger Marines einen unauffälligen Wachdienst für die Lagerhalle, lehnte sich zurück und wartete auf den Befehl, seine wertvolle Fracht außer Landes zu bringen.


Dieser Befehl kam nicht.


Als sich die Schlinge um Saigon immer enger zuzog, drängte die CIA die Überreste der südvietnamesischen Regierung auf Zustimmung zur Durchführung von Operation Voltaire. Man wollte die Genehmigung, die verbliebenen Geld- und Goldreserven der Bank of Vietnam in die Schweiz zu schaffen. Doch die von ihrem Präsident Thieu allein gelassenen Männer zauderten. Sie klammerten sich an ihre Tagträume wie Ertrinkende an ein viel zu kleines Stück Treibholz.


Vielleicht würde man sich mit dem Norden doch noch am Verhandlungstisch einigen können, hofften sie wider jede Vernunft. In diesem Fall würde eine Beteiligung an Operation Voltaire gar nicht gut aussehen. Die Nordvietnamesen würden jeden, der einem solch vorschnellen Plan zugestimmt hatte, als Hochverräter ansehen. Und das wäre mit Sicherheit tödlich.


Dann kam der 30. April 1975 und es war sowieso alles egal.


Die nordvietnamesische Artillerie eröffnete ihr gnadenloses Trommelfeuer auf Saigon, die Stadt begann zu brennen, und in der Bevölkerung brach die nackte Panik aus. Die amerikanische Regierung ordnete die Evakuierung aller US Bürger aus Saigon an. Das Botschaftsgelände musste von einem schweren Aufgebot von US Marines mit M-16 Sturmgewehren vor der wütenden Menge der Südvietnamesen abgeschirmt werden. Nur der kanisterweise Einsatz von Tränengas machte die Aktion möglich.


Als der letzte mit Amerikanern voll besetzte Hubschrauber vom Dach der bereits brennenden Botschaft abhob und in Richtung der vor der Küste im südchinesischen Meer wartenden Flugzeugträger davon knatterte, hatten die Holzkisten in der Phan Binh Straße nur noch die Bedeutung von knapp zehn Tonnen Übergepäck. Operation Voltaire war vergessen.


Die Jahre vergingen und die wenigen Menschen, die von der Operation Voltaire wussten, gingen in Ruhestand oder starben. Ernst zu nehmende Spekulationen über den Verbleib des südvietnamesischen Staatsschatzes verstummten zusammen mit den Zeugen des Geschehens. Die abenteuerliche Geschichte über den Berg von Geld und Gold, den die Amerikaner bei ihrer Flucht aus dem brennenden Saigon zurückließen, verkam zu einer Fußnote in den Annalen der reichhaltigen Washingtoner Märchensammlung.


Zwanzig Jahre später, in 1995, war Aussöhnung das Gebot der Stunde. Vietnam und die Vereinigten Staaten nahmen wieder diplomatische Beziehungen zueinander auf, die Botschaften auf beiden Seiten wurden wiedereröffnet und Diplomaten wurden nach Hanoi und Washington entsandt.


Es ist nicht unüblich, die Position des Zweiten Botschaftssekretärs durch einen hochrangigen Geheimdienstmann zu besetzen. Daher war es kein Zufall, dass der neu ernannte Zweite Sekretär der amerikanischen Botschaft in Hanoi zu Beginn seiner beruflichen Karriere schon einmal in Vietnam gewesen war. Damals aber, 1975, war er noch in Saigon stationiert gewesen, auf einer seinem jungen Alter entsprechenden unbedeutenden Position. Die alten Dienstpläne wiesen Ihn als „Junior Cultural Attaché“ aus. Aber der Zweite Sekretär war eine der ganz wenigen im öffentlichen Leben verbliebenen Personen, die mit Sicherheit wussten, dass die Geschichte des in den Ruinen Saigons zurückgelassenen Berges von Geld und Gold kein Märchen war. Und vergessen hatte er auch nicht.


Soweit es dem Zweiten Sekretär bekannt war, war nie wieder auch nur die kleinste Spur des verschollenen Staatsschatzes irgendwo aufgetaucht. So nahm er die erste beste Gelegenheit wahr, die sich ihm bot, unter einem Vorwand von Hanoi nach Saigon zu reisen, das jetzt Ho Chi Minh City hieß – eine zusätzliche Demütigung der Stadt und ihrer Bewohner. Sein erster Weg führte ihn in die Phan Binh Straße.


Das Lagerhaus war verschwunden.


Der Zweite Sekretär blickte über die leere Fläche auf der es einst gestanden hatte; er betrachtete die Berge zerborstenen Betons und die rostigen Bewehrungseisen, die als einzige Überreste des verschwundenen Bauwerks aus dem Boden ragten. Und er ging weiter die kleine Straße hinunter ohne anzuhalten oder sich umzudrehen.


Die beste Schätzung, die dem Zweiten Sekretär mit einiger Sicherheit gelungen war, hatte ergeben, dass die knapp zehn Tonnen Gold und Bargeld, die er im April 1975 in dem Lagerhaus in Holzkisten verladen hatte, heute etwa 400 Millionen US Dollar wert sein mussten.


Da sich nichts mehr an seinem Platz befand, beschloss der Zweite Sekretär, Nachforschungen über den Verbleib des Staatsschatzes anzustellen. Sehr diplomatische Nachforschungen. Er wollte herausfinden, was die Nordvietnamesen damit gemacht hatten, nachdem Saigon gefallen war.


Zu seiner großen Überraschung stellte der Zweite Sekretär fest, dass die Nordvietnamesen gar nichts gemacht hatten.

Sie wussten überhaupt nichts davon.


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